Manchmal müssen Nachrichtensprecher wahre Wort-Akrobaten sein. Wenn die Aschewolke des isl?ndischen Vulkans Eyjafjallaj?kull in der Gemeinde Rangárting eystra den europ?ischen Flugverkehr lahmlegt. Oder das mulmige Gefühl der Paraskavedekatriaphobie umgeht – die Furcht vor dem angeblichen Unglücksdatum Freitag, dem 13..
Für Herzklopfen sorgen auch die neuen Werke der franz?sischen Schriftsteller Michel Houellebecq und Frédéric Beigbeder. Den Moderatoren sollte dann besser ?WellBeck“ und ?Begbedee“ anstelle von ?Hellebeck“ und ?B?schbehda“ über die Lippen gehen.
Wechselt der Generalsekret?r der Vereinten Nationen von ?Koo-fi Annahn“ zu ?Bahn Ki-Muuhn“, verlassen sich Sprecher des ?ffentlich-rechtlichen Rundfunks l?ngst nicht mehr auf veraltete Lexika oder Aussprache-Karteik?rtchen. Exotische Namen und andere Zungenknoten l?sen sie seit mehr als 16 Jahren mit der ARD-Aussprache-Datenbank (ADB) – einem Computerprogramm, das wie eine Art interne Wikipedia-Seite funktioniert, erkl?rt ihr Leiter, Roland Heinemann. Mit wenigen Klicks verr?t das Programm, wie man schwierige W?rter korrekt ausspricht.
Heute stehen rund 340 000 Fachbegriffe, Ausdrücke oder Namen zum Abruf bereit – mehr als das ?hnliche BBC-Archiv mit über 200 000 Eintr?gen. Jedes Jahr w?chst die interne ARD-Datenbank um etwa 20 000 Informationen. Die Aussprache-Datenbank sei das wichtigste Hilfsmittel aller Nachrichtensprecher, sagt Jan Hofer, Chefsprecher der ?Tagesschau“.
Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis liest gerade die Morgennachrichten vor – ihr Chef h?rt mit. Hofer tastet nach einem schwanenhalsf?rmigen Mikrofon: ?Das haben Sie sehr sch?n gemacht.“ Letztens habe er Zervakis indes bei einem ?Sid-nei“ erwischt, ?Sid-ni“ sollte das aber hei?en, sagt er.
Hofer f?hrt an einem Computer mit der Maus
Ein Korrespondent habe ihn sp?ter nach der richtigen Aussprache gefragt: ?Annan, like German Anna“, lautete die Antwort. In der Datenbank ist sie nun als Quelle unter dem Zeitstempel 17.02.1998 verbucht. In der Regel würde jedoch in Botschaften, Konsulaten oder Auslandskorrespondenten nachgefragt, in Enzyklop?dien nachgeschlagen oder fremdsprachige Kollegen angerufen.
Die ADB wird seit 16 Jahren vom Hessischen Rundfunk verwaltet – ursprünglich wegen des kurzen Drahts zur Duden-Redaktion in Mannheim. ?Der Aussprache-Duden war die Grundlage für die Aussprache-Datenbank. Allerdings ist er teilweise veraltet, weil sich die Sprache st?ndig ?ndert“, erkl?rt Hofer. Ein weiteres Problem: Das Nachschlagewerk lehne sich bei Ortsbezeichnungen eng an die Lautsprache an, berücksichtige aber kaum die regionalen Gepflogenheiten.
Aus manchen Sprachen k?nnten Aussprachen nicht Eins-zu-eins übernommen werden, etwa beim Arabischen. Diese W?rter würden für die Ohren hierzulande eingedeutscht, ?weil manches auch in Deutsch merkwürdig klingen würde, wenn wir es so aussprechen würden“, sagt Hofer. Es gilt der Grundsatz: ?Der Zuschauer muss immer wissen, um was es geht.“ Auch regionale Sonderregeln für die staatlichen schweizerischen, ?sterreichischen und italienischen Rundfunksender, die ebenfalls an die ADB angeschlossen sind, wurden eingepflegt. Für ?sterreicher hei?t es eben ?Schiraffe“, nicht ?Giraffe“, erkl?rt Heinemann.
Das ZDF unterh?lt übrigens keine eigene Datenbank, sondern verl?sst sich nach Angaben eines Sprechers auf die Kommunikation unter den Kollegen.
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