Aufgrund seiner Erfolge mit Borussia Dortmund und seiner gro?en Popularit?t ist Jürgen Klopp nicht nur für die Werbung interessant, sondern auch ein begehrter Redner bei Veranstaltungen und Seminaren. Allerdings gab es schon passendere Zeitpunkte für einen Vortrag zum Thema "Motivation und Führung – Titel, Thesen und Tore", den er am Montagabend im Ballsaal des Hotels "Frankfurter Hof" in Frankfurt am Main hielt. Schlie?lich trat Klopp als Trainer des Tabellenletzten der Fu?ball-Bundesliga auf.
Doch der Termin war bereits vor einem halben Jahr ausgemacht worden, Veranstalter Sven Müller ist zudem ein alter Freund Klopps, mit dem er Ende der 80er-Jahre in der zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt in der Oberliga Hessen spielte. Also war es Ehrensache, dass Klopp nicht absagte. Und den 260 Zuh?rern, von denen jeder 350 Euro für eine Karte bezahlt hatte, in Jeans und dunklem Sakko seine Sichtweise auf die seit Monaten anhaltende Krise des BVB darlegte.
Er gab zu: "So schwierig, wie es jetzt ist, h?tte ich es mir nicht vorgestellt." Aber viele Verletzte und "Gegentore, die an L?cherlichkeit kaum zu überbieten waren", wie das 0:2 am Sonntag bei Eintracht Frankfurt entwickelten eine Eigendynamik. Prinzipiell sei er auf eine solche Situation allerdings eingestellt, denn: "Ich habe nie gedacht, dass mir mein Leben lang die Sonne aus dem Arsch scheint." Schlie?lich habe sein Schuldirektor, als er ihm damals das Abschlusszeugnis überreichte, gesagt: "Hoffentlich klappt das mit dem Fu?ball, sonst wird es schwer."
"Im Erfolg ist es leicht, auf einem Lastwagen mit 8,4 Promille durch die Stadt zu fahren. Aber mir hat seit Sommer das Leben ein paar Mal auf die Fresse gehauen. Ich w?re auch lieber hierher gekommen und h?tte locker über die Dinge geplaudert. Leider geht das nicht."
Die schwierige Situation veranlasst Klopp jedoch nicht, den Job bei der Borussia hinzuschmei?en: "Ich bin niemand für einen Rücktritt. Ich mache das ganz oder gar nicht. So lange Dortmund das m?chte, mache ich das auch. Ich bin ein K?mpfer. Ich bin ein besserer Trainer als 2012, aber man sieht es an der Tabelle leider nicht."
Für den theoretischen Fall des Abstiegs hat der BVB übrigens vorgesorgt. Sportdirektor Michael Zorc betonte, dass die Vertr?ge der Stars nicht nur für die Bundesliga, sondern auch für die Zweite Liga gelten. Allerdings glaubt Zorc nicht, dass dieser Fall eintrete: "Nicht nur ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir gemeinsam da unten rauskommen werden."
Dem 47-j?hrigen Klopp fehlen angesichts der geringen Punktausbeute und der Platzierung zurzeit die Argumente: Er verstehe die Kritik und auch die Pfiffe der BVB-Fans nach der Niederlage in Frankfurt – beides sei menschlich und v?llig normal. "Nur: Jeder, der pfeift, muss sich hinterfragen, ob es einem hilft, wenn er gerade eine Prüfung verhauen hat, dass dann jemand kommt und sagt: 'Du bist zu doof, um in den Schnee zu …!'" Peitschenknallen helfe in so einer Lage nichts, das helfe bei ihm auch nicht: "Nichtsdestotrotz fühlt sich die Situation katastrophal an. Braucht kein Mensch."
Gerade in den vergangenen Wochen musste Borussia Dortmund mit vielen Niederlagen umgehen lernen. Wer das nicht k?nne, dem riet Klopp: "Wer nur Erfolg haben will, hat nur eine Chance: Bayern-Fan zu werden. Soll er damit glücklich werden." Und als einer der G?ste sagte, er s?he einen Typen wie Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer gerne beim BVB, konterte Klopp schlagfertig: "Der fehlt bei Borussia Dortmund niemandem!"
联系客服
