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Anwendungen der Gentechnologie

3. Anwendungen der Gentechnologie

Wie jede neue Technik er?ffnet Gentechnologie dem Menschen neue Verhaltensoptionen. In der Vergangenheit haben technologische Durchbrüche nicht nur positive Ergebnisse gezeitigt. Technologie wurde und wird nicht nur zum Nutzen, sondern auch zum Schaden von Menschen eingesetzt. Besonders zwiesp?ltig wurde in jüngerer Zeit die Entwicklung der Atomtechnik erlebt. Nicht zu reden von der Bombe, auch die sogenannte friedliche Nutzung der Kernenergie wird heute von vielen mit gewichtigen Argumenten abgelehnt. Verwundern kann es deshalb nicht, da? der Gentechnik viel Skepsis (gesundes Mi?trauen) entgegengebracht wird.

Deshalb müssen die Wissenschaftler, vor allem aber die anwendende Industrie ihre Karten offen auf den Tisch legen. Sie müssen erkl?ren, welche Ziele sie verfolgen und warum Gentechnik hierfür besser als andere Alternativen geeignet ist.

Ein globales Abw?gen der Chancen und Risiken der Gentechnologie ist wegen der vielen unterschiedlichen Anwendungsm?glichkeiten verfehlt. Bei jedem einzelnen Projekt der Gentechnologie müssen Chancen und Risiken aufs Neue erwogen werden. An einigen wichtigen Beispielen soll versucht werden, dies darzustellen.

3.1. Landwirtschaft und Ern?hrung

Bei einem gegebenen Technologiestandard bedarf es zur Ern?hrung einer Person eine bestimmte Minimalfl?che. Multipliziert mit der Anzahl Menschen auf der Erde ergibt sich wegen der Bev?lkerungsexplosion ein super-exponentiell wachsender Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfl?che, der schon erschreckend bald die weltweit zur Verfügung stehenden Fl?chen übersteigt. Schon im 19. Jahrhundert stellte der Engl?nder Malthus solche überlegungen an. Seine pessimistischen Prognosen trafen aber nicht ein, weil er den enormen Produktivit?tszuwachs in der Landwirtschaft nicht einkalkuliert hatte. In den letzten 50 Jahren ist es, um nur ein Beispiel zu nennen, durch klassische Genetik und Düngung gelungen, den Ertrag von Weizen um 300% zu steigern.

Wir haben heute jedoch wieder allen Anla? pessimistisch zu sein. Die Bev?lkerungsexplosion ist global weiter ungebremst, die Monokultur Mensch nimmt der übrigen Natur - für alle zunehmend sichtbar - den Lebensraum. Die natürliche Flora und Fauna mu? zunehmend dem Fl?chenbedarf für Wohnen, Verkehr und Landwirtschaft weichen. Ein fortgesetztes Produktivit?tswachstum in der Lebensmittelindustrie ohne gleichzeitige drastische Ma?nahmen zur Kontrolle der Geburten kann deshalb auf Dauer sicherlich keine L?sung sein. Wenn wir jedoch darin übereinstimmen, da? Geburtenkontrolle besser ist als die Regulation der Bev?lkerungsdichte durch den Hungertod, dann gibt es zur Produktivit?tssteigerung in der Lebensmittelindustrie auf lange Sicht keine Alternative, da eine Verlangsamung, geschweige denn ein Stopp des Bev?lkerungswachstums noch nicht abzusehen ist. Es gibt deshalb global betrachtet - au?er für wenige Priviligierte - auch kein 'Zurück zur Natur'. Schon seit Jahren ist die pro Kopf Produktion von Nahrungsmitteln trotz der hohen absoluten Steigerungsrate am sinken.

Fig.1: Das Wachstum der Weltbev?lkerung ist super-exponentiell, d.h. die Verdopplungszeiten haben sich drastisch verkürzt. Es gibt z.Zt. kein ?kologisches Gleichgewicht auf dieser Erde. Ein neues kann sich nur einstellen, wenn die Bev?lkerungsexplosion zum Stillstand kommt. Zahlendaten aus: Nowak H.P. und Bossel H. CD-ROM Weltsimulation & Umweltwissen, Vieweg electronic 1994. Neuestes Datenmaterial der UNO ist hier erh?ltlich.

Der gesch?tzte Stand der Weltbev?lkerung am 3. Oktober 1995 um 21 Uhr ist hier abzulesen:

Pflanzenzucht

Die Ziele der Zucht von Nutzpflanzen sind seit alters her Qualit?tsverbesserung, Ertragssteigerung und Verbesserung der Widerstandsf?higkeit. Die Gentechnologie stellt Methoden bereit, um diese Ziele effektiver als bisher zu erreichen. Sie wird die bisherige Pflanzenzüchtung in wichtigen Punkten erg?nzen, aber nicht verdr?ngen. Wunder sind leider nicht zu erwarten.

Versuche zur Ertragsverbesserung (Beispiele)

a) Biologische Stickstoffixierung

Stickstoff ist ein lebenswichtiger Baustein für alle Lebewesen. Leider k?nnen Pflanzen den Stickstoff aber nicht aus der Luft aufnehmen, sondern nur über die Wurzeln in der Form von Nitraten oder Ammonium. Der Ertrag auf den Feldern ist deshalb direkt mit der Intensit?t der entsprechenden Stickstoffdüngung gekoppelt. Die Herstellung des Stickstoffdüngers verbraucht sehr viel Energie, so da? hohe Kosten für den Landwirt entstehen. Zudem verseuchen die Nitrate unser Trinkwasser. Eine Verringerung der weltweiten Produktion von ca. 75 Mill. Tonnen Stickstoffdünger j?hrlich ist deshalb wünschenswert.

Fig.2: Nur wenige Pflanzen tragen die Hauptlast der Ern?hrung der Weltbev?lkerung. Der riesige Fl?chenverbrauch für diese Monokulturen ist wesentlich mitverantwortlich für das Artensterben auf diesem Planeten. Quelle: International Association of Plant Breeders, Amsterdam.

Im Gegensatz zu den h?heren Pflanzen haben manche Bakterien die F?higkeit, Stickstoff direkt aus der Luft aufzunehmen. Daraus ziehen z.B. die Erbse und andere Leguminosen ihren Nutzen, in dem sie sich die entsprechenden Bakterien als Haustiere halten. Die Rede ist von den Kn?llchenbakterien, die mit den Leguminosen vergesellschaftet, in Symbiose, leben.

Es gibt verschiedene gentechnologische Forschungsans?tze mit dem Ziel, andere Nutzpflanzen als die Erbse zur biologischen Stickstoffixierung zu bef?higen:

Eine Methode ist die übertragung der für die Stickstoffixierung notwendigen bakteriellen (nif) Gene direkt in die Pflanze. Dies ist bereits gelungen, die Gene sind auch aktiv, aber ihre Produkte, insbesondere das Enzym Nitrogenase, arbeiten in den Pflanzen in Gegenwart von Sauerstoff nicht. Das ist ein Lehrbeispiel dafür, da? die übertragung von Genen aus einem Organismus in einen anderen nicht ohne weiteres erwarten l??t, da? deren Produkte dann dort funktionieren.

Wesentlich vielversprechender ist der Versuch, die Bakterien so zu ver?ndern, da? sie eine Symbiose auch mit anderen Wirtspflanzen eingehen. Daran wird intensiv gearbeitet und es ist zu hoffen, da? dies langfristig gelingen wird.

b) Resistenzen gegen Herbizide, Sch?dlinge, K?lte etc.

Zur Zeit sind über 800 verschiedene Herbizide auf dem Markt. Herbizide kommen zum Einsatz, um sogenanntes Unkraut auf Feldern zu vernichten. Die Nutzpflanze darf hierfür nicht anf?llig sein. Viele Felder werden nach dem Prinzip der Fruchtfolge bestellt, d.h. da? in aufeinanderfolgenden Jahren verschiedene Nutzpflanzen angebaut werden, die sich in ihren Resistenzen unterscheiden. Deshalb mu? jeweils ein sehr spezifisches Pflanzengift gespritzt werden. Wenn es gel?nge, alle Nutzpflanzen einer Fruchtfolge gegen das gleich Herbizid resistent zu machen, dann k?nnte die Anzahl der existierenden Herbizidsorten reduziert werden. Dies k?nnte eine Standardisierung der Handhabung und damit gr??ere Sicherheit gewinnen helfen. Zudem ist es ein mit der Gentechnik erreichbares Ziel, biologisch abbaubare Herbizide herzustellen, die nicht mehr wie herk?mmliche Herbizide unser Grundwasser verseuchen.

Dem Argument, da? durch die Anwendung eines effektiven Herbizids (und sei es noch so leicht abbaubar), die Artenvielfalt auf dem Feld reduziert werde, ist entgegenzuhalten, da? der Fl?chenverbrauch der Landwirtschaft (bei gleicher Produktion) ohne Herbizide noch gr??er w?re und damit in der Gesamtbilanz der Naturverbrauch ebenso.

Mit Hilfe der Gentechnik k?nnen Pflanzen auch gegenüber tierischen Sch?dlingen und gegenüber Pilzbefall resistent gemacht werden. Bei vielen Nutzpflanzen k?nnte zudem der Ertrag gesteigert werden, wenn es gel?nge, wie es bei einigen Kulturpflanzen mit Hilfe der klassischen Züchtungsgenetik seit Jahrtausenden bereits versucht wird, sie an die jeweiligen Standorte und Witterungsbedingungen optimal anzupassen.

Tierzüchtung

Der Nutzen der Tierzucht für die Weltern?hrung mu? angesichts der geschilderten Gegebenheiten in Frage gestellt werden. Wegen der wesentlich h?heren Effektivit?t pflanzlicher Nahrungsmittelproduktion dürfte Fleischkonsum zunehmend ein Privileg der Reichen werden.

Das Züchten von Nutztieren hat jedoch eine lange Tradition und wird auch in Zukunft mit Sicherheit nicht eingestellt werden. Es werden auch zunehmend gentechnische Methoden hierbei eingesetzt werden. In der Presse wurden ausgiebig transgene Schweine diskutiert, die über ein zus?tzliches Gen für ein Wachstumshormon verfügen. Dieser unausgewogene Eingriff in den Schweineorganismus bedingte neben einer Vergr??erung der K?rpergr??e auch Arthritis.

Ich würde die Fortsetzung dieser speziellen Zuchtlinie als unverantwortlich bezeichnen. Die Herstellung unglücklicher Gesch?pfe gelingt dem Menschen jedoch nicht erst mit Hilfe der Gentechnik. Nirgens sonst wird das so deutlich wie bei einigen - mit klassischer Kreuzungsgenetik erzeugten - Hunderassen.

3.2. Umweltschutz

Abfallbeseitigung

Die Bev?lkerungsexplosion auf dieser Erde stellt uns nicht nur vor das Problem der Weltern?hrung. Ein anderes Problem ist die Abfall Produktion. Ohne umfassende technologische Ver?nderungen ist absehbar, wann uns die Abfall-Lawine überrollt. Es gilt durch technologische Verbesserungen in vielen Bereichen gegenzusteuern. Vorrang mu? dabei die Abfallvermeidung besitzen. Es ist aber absehbar, da? hierdurch allein das anstehende Problem nicht gel?st werden kann. Auch der Abfallbeseitigung mu? eine wichtige Rolle zugewiesen werden. Welchen Beitrag k?nnte die Gentechnologie hier leisten?

Seit eh und je zersetzen Mikroorganismen chemische Verbindungen in ihre Bestandteile oder wandeln sie um und tragen somit wesentlich zum Stoffkreislauf auf der Erde bei. Der Mensch macht sich diese F?higkeit der Mikroorganismen in vielf?ltiger Weise zunutze. In Kl?ranlagen werden die privaten und die industriellen Abw?sser durch gezielt eingesetzte Mikroben gereinigt. Durch die Verwendung gentechnologischer Methoden k?nnte deren Effektivit?t verbessert werden. Wahrscheinlich k?nnten gentechnologisch ver?nderte Mikroorganismen auch auf Chemikalien angesetzt werden, die sich bisher noch einer biologischen Zersetzung entziehen.

Biologische Sch?dlingsbek?mpfung

Ein anderes Umweltproblem ist die Sch?dlingsbek?mpfung in der Landwirtschaft. Hier spielt die chemische Bek?mpfung leider noch eine sehr gro?e Rolle. Alternative biologische Methoden sind prinzipiell vorzuziehen. Die Frage darf aufgeworfen werden, ob die Gentechnologie zur Schw?chung der Sch?dlinge und zur St?rkung der Nützlinge einsetzbar ist. Verschiedene Projekte sind in der Diskussion. Nur ein Beispiel soll angesprochen werden:

Bacillus thuringiensis ist ein insektenpathogenes Bakterium, das vorwiegend gegen Raupen einsetzbar ist. Das von diesem Bakterium produzierte hochspezifische Insektengift wird von einem einzigen Gen codiert und k?nnte durch gentechnologische Methoden nicht nur in ausreichender Menge gewonnen, sondern auch in seinem Wirkungsspektrum ver?ndert werden, so da? es Nützlinge nicht angreift.

3.3. Medizinische Anwendungen

Zu den Anwendungen der Gentechnologie, die den Menschen direkt betreffen, geh?ren diejenigen im medizinischen Bereich. Hormone und Impfstoffe sollen kurz besprochen werden.

Hormone

Insulin

Insulin ist ein wichtiges Hormon der Bauchspeicheldrüse, welches bei einer Form der Zuckerkrankheit in zu geringen Konzentrationen gebildet wird. Bis vor kurzem wurde das Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern gewonnen, eine kostspielige Methode. Zudem ist das Rinder-Insulin nicht v?llig baugleich mit dem menschlichen Hormon. Inzwischen ist es m?glich, aus Bakterien, in die das Insulin-Gen vom Menschen eingeführt wurde, das Hormon zu isolieren. Leider ist bisher die zu erwartende Kostensenkung noch nicht eingetreten, nicht zuletzt deshalb, weil die gro?technische Herstellung des Hormons in der Bundesrepublik lange verz?gert worden ist.

Blutbildende Hormone

Keinen Zweifel an der Nützlichkeit der Gentechnologie besteht bei der Produktion von Hormonen, die mit herk?mmlichen Methoden aufgrund ihrer sehr niedrigen Konzentration im S?ugetierorganismus bisher nicht gewinnbar waren. Beispiele sind blutbildende Hormone.

Das gentechnisch gewonnene Hormon 'Erythropoietin' f?rdert die Bildung roter Blutk?rperchen. Mediziner applizierten z.B. bereits 1987 25 an?mischen ('blutarmen') Patienten unterschiedliche Dosen dieses Hormons. Alle Patienten, die eine effektive Dosis verabreicht bekamen, reagierten positiv. 12 Patienten, die zuvor st?ndig auf Bluttransfusionen angewiesen waren, wurden geheilt.

Ein anderes der gentechnisch hergestellten Hormone, G-CSF, das die Bildung wei?er Blutk?rperchen anregt, wurde bei zun?chst 16 Krebspatienten angewendet. Ein dramatischer Nebeneffekt der üblichen Chemotherapie bei Krebs ist die Zerst?rung des Knochenmarks. Dadurch werden Krebspatienten anf?llig für Infektionen. Dieses Risiko hat bisher die Bek?mpfung von Krebs wesentlich behindert und z.B. die m?glichen Dosen von Medikamenten begrenzt. Hier kann das Hormon G-CSF teilweise Besserung schaffen. Gaben des Hormons G-CSF bewirkten bei den 16 Patienten, da? sich ihr Knochenmark sehr viel schneller als normal von den Folgen der Chemotherapie erholte.

Das Hormon GM-CSF, das ebenfalls die Bildung wei?er Blutk?rperchen f?rdert, konnte bei AIDS-Patienten die Konzentration der wei?en Blutk?rperchen, die als Teil des Abwehrsystems in zu niedrigen Konzentrationen vorkamen, dosisabh?ngig auf normale Werte und darüber steigern.

Die klinischen Ergebnisse mit den gentechnologisch gewonnenen Hormonen zeigen, was die Versuche an Zellkulturen und dann Tierversuche bereits hatten vermuten lassen: Die in Bakterien vermehrten Hormone entfalten ihre Wirkung im Menschen effektiv und zwar als k?rpereigene Substanzen - anders als viele Pharmaka - in spezifischer Weise, ohne ersichtliche Nebenwirkungen.

Impfstoffe

Unser Immunsystem reagiert auf k?rperfremde Substanzen, auch auf eingeschleuste Viren, mit der Bildung von Antik?rpern. Die Impfung von Personen mit ver?nderten Viren, die zwar noch eine Immunantwort ausl?sen k?nnen, aber nicht mehr pathogen sind, ist eine der Perspektiven der angewandten Gentechnologie. Im Falle des Hepatitis-B-Virus, das eine Form der Gelbsucht ausl?st, ist dies bereits gelungen.

Es ist bekannt, da? zur Zeit weltweit daran gearbeitet wird, auch einen Impfstoff gegen Aids zu gewinnen. Die Hoffnung, Aids durch die Gewinnung eines Impfstoffes zu eliminieren, gründet sich vor allem auf die Methoden der Gentechnologie, die es erlauben, das Virus in seine Einzelteile zu zerlegen und zu analysieren.

Durch die Presse gingen Berichte über künstlich Aids-infizierte M?use und wurden als Indiz für die Perversion der Gentechnologen hingestellt. Es wurde kaum ein Gedanke darauf verwendet, da? es die Intention der hieran beteiligten Forscher ist, mit Aids-infizierten M?usen den vielen Aids-infizierten Menschen zu helfen. Die Vermehrung von Viren in fremden Wirten kann eine M?glichkeit sein, ihnen ihren pathogenen Charakter zu nehmen. Der erste Impfstoff überhaupt, der gegen die Pocken, wurde 1798 von dem englischen Arzt Jenner gefunden, der bemerkte, da? an Kuhpocken erkrankte Melkerinnen gegen die menschlichen Pocken immun waren. Gegen seine Impfungen gab es damals wütende Proteste. Inzwischen gelten die Pocken als ausgestorben, nicht die Kühe und erst recht nicht die Menschen.

Wer m?chte die Verantwortung übernehmen, Experimente mit Aids-infizierten M?usen als verantwortungslos zu bezeichnen, wenn sie die kleinste Hoffnung bieten, einen Impfstoff gegen Aids zu gewinnen?

3.4. Gentechnologie am Menschen?

Die Anwendung der Gentechnologie am Menschen selbst ist zurecht besonders kontrovers. Hier sollen einige wichtige Bereiche angesprochen werden.

Pr?natale Diagnostik

Gentechnologische Methoden k?nnen eingesetzt werden, um die bereits bisher praktizierte pr?natale Diagnostik zu verbessern. Pr?natale Diagnostik wird ratsuchenden Schwangeren angeboten, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Familiengeschichte befürchten, ein krankes Kind zur Welt zu bringen. H?ufig wird der Mut zum Kind erst durch die M?glichkeit zur rechtzeitigen Diagnose aufgebracht. Die bisherige Erfahrung bei der pr?natalen Diagnostik lehrt, da? bei rund 97% der Ratsuchenden der Verdacht auf eine schwere Erbkrankheit ausger?umt werden kann. Nur knapp 2% aller Schwangerschaftsabbrüche gehen auf das Konto der kindlichen Indikation, also auf einen negativen Befund bei der pr?natalen Diagnose zurück.

Durch die modernen DNA-Analyse-Techniken kann insbesondere bei schweren Stoffwechselerkrankungen die Diagnosesicherheit erh?ht werden. Wer den Schwangeren das Angebot der pr?natalen Diagnostik erhalten m?chte, ist auch verpflichtet, dafür zu sorgen, da? die besten Methoden eingesetzt werden. Es besteht langfristig für die ?rztlichen Standesorganisationen jedoch sicher die Notwendigkeit, Grenzen festzulegen. Durch die Verfeinerung der Analysemethoden besteht prinzipiell die M?glichkeit, da? die pr?natale Diagnostik auf immer mehr Merkmale ausgedehnt wird, so da? eines Tages die falsche Augenfarbe als Grund für eine Abtreibung herhalten mu?. Heute wird schon in China das 'falsche' Geschlecht als hinreichender Grund angesehen.

Gentherapie

Im Gegensatz zur Diagnostik beinhaltet die Gentherapie die aktive Ver?nderung von Erbsubstanz. Hierbei müssen die Methoden, die sich auf die Therapie von K?rperzellen beziehen, ganz scharf von denjenigen unterschieden werden, die an den Keimbahnzellen des Menschen angreifen. Bei der Therapie von K?rperzellen geht es um die Heilung eines Individuums, bei Eingriffen in die Keimbahn sind zukünftige Generationen betroffen.

Es gibt einen Konsens, gentechnologische Manipulation an der menschlichen Keimbahn auf dem Stand des heutigen Wissens zu tabuisieren. Die Enqu?te-Kommission des 10. Deutschen Bundestages zu den 'Chancen und Risiken der Gentechnologie' empfahl dem Deutschen Bundestag 'gentechnische Eingriffe in menschliche Keimbahnzellen strafrechtlich zu verbieten'. Dies ist geschehen.

Gentechnologische Eingriffe in K?rperzellen zum Zwecke der individuellen Therapie sind jedoch grunds?tzlich anders zu bewerten. Wenn gentechnische Methoden zur Therapie von K?rperzellen existieren, ist die Unterlassung der m?glichen Heilung einer Krankheit am betroffenen Individuum nicht zu rechtfertigen. In den USA ist Gentherapie bereits erfolgreich angewendet worden, in Deutschland sind erste Versuche gestartet worden.

3.5. Grundlagenforschung

Der Anwendungsbereich, in dem die Gentechnologie am festesten verankert ist, ist die biologische und medizinische Grundlagenforschung. Es ist ein wichtiges Ziel herauszufinden, welche Aufgaben den einzelnen Genen im Organismus zukommen. Wenn dies bekannt ist, k?nnen genetisch bedingte Krankheiten urs?chlich behandelt werden. Hierzu geh?ren Erbkrankheiten, aber auch z.B. Krebs, Virusinfektionen und Immunreaktionen. Die Analyse der molekularen Funktion eines Gens ist ohne seine Klonierung (d.h. Vermehrung in Bakterienzellen) nicht m?glich. Deshalb werden weltweit die Gene von h?heren Organismen systematisch in Hunderten von Labors in dem Darmbakterium E. coli kloniert und ihre Produkte anschlie?end analysiert. Zu den verwendeten Standard-Methoden bei tierischen und pflanzlichen Genen geh?rt auch die Wiedereinführung eines isolierten Gens in die Keimbahn des Ursprungsorganismus, um die biologische Funktion der isolierten DNA zu testen. In den führenden biologischen Fachzeitschriften wie Cell, Neuron, Genes and Development wird kaum noch ein Artikel publiziert, in dem die Methoden der Gentechnik keine Rolle spielen.

Als Beispiel sei ein DFG-gef?rdertes Projekt des Autors beschrieben: Wir untersuchen die Mechanismen des Nervenwachstums, insbesondere interessiert uns die Frage, wie Nervenzellforts?tze w?hrend der Embryonalentwicklung oder bei der Regeneration eines Nerven nach einem Unfall manchmal über sehr gro?e Entfernungen zu ihren Zielzellen (z.B. zum Muskel) gelangen. Für diese Leistung müssen in den Nervenzellen bestimmte Gene aktiv sein. Wir untersuchen die Funktion solcher Gene, die z.B. bei Mensch, Huhn, Maus, Zebrafisch oder Fliege isoliert wurden, in der Taufliege Drosophila. Die Drosophilaforschung besitzt ein gro?es Arsenal genetischer und gentechnischer Methoden. Hier ist es z.B. m?glich, beliebige Gene in definierten, ausgew?hlten Zelltypen zu aktivieren. Mit dieser Technik kann die Funktion eines Eiwei?moleküls vom Huhn oder der Maus quasi stellvertretend in einer wachsenden Nervenzelle der Fliege untersucht werden. Die erhaltenen Ergebnisse sind hilfreich beim Versuch, die molekularen Mechanismen von Nervenwachstum in Wirbeltieren und selbst im Menschen zu verstehen. Das Verst?ndnis der Grundlagen des Nervenwachstums ist notwendig für die richtige therapeutische Unterstützung regenerativer Heilungsprozesse.

Ein Zurückdrehen der Uhr, d.h. ein Verzicht auf gentechnologische Methoden in der Forschung, ist v?llig undenkbar und wird glücklicherweise wohl auch nirgends von ernstzunehmenden Gruppen in Erw?gung gezogen. Ein Verbot würde einem Verbot der Grundlagenforschung überhaupt gleichkommen, w?re mit der Unterdrückung von Wissen identisch und nur in einem totalit?ren Staat vorstellbar.

4. Stellt die Freisetzung gentechnisch ver?nderter Organismen eine Gefahr für unser ?kosystem dar?

In der ?ffentlichkeit besonders heftig umstritten sind Versuche, bei denen gentechnisch ver?nderte Organismen freigesetzt werden. Es besteht die Angst, die so ver?nderten Organismen k?nnten gegenüber ihren Wildformen einen Selektionsvorteil besitzen, sich ungehemmt ausbreiten und das gesamte ?kosystem aus den Angeln heben.

Prinzipiell ist die Sorge um unser ?kosystem berechtigt, die Gentechnik ist jedoch der falsche Adressat hierfür. Mit der Gentechnik ist es m?glich geworden, sehr feine genetische Ver?nderungen in Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen einzubauen. In der Vergangenheit war der Genetiker gen?tigt, wesentlich gr?bere Eingriffe in die Natur vorzunehmen als heute. Wer konnte schon ahnen, was für Eigenschaften die teilweise künstlich erzeugten Hybriden verschiedener Pflanzen- oder Tierarten oder -rassen haben würden? Es wurde nach dem Prinzip 'Versuch und Irrtum' einfach ausprobiert. Viele der wundersch?nen Zierpflanzen, in so manchem Garten freigesetzt, sind Produkte solcher unkontrollierter Experimente, bei denen ganze Genome miteinander gemischt wurden. Die entstandenen Kulturpflanzen haben jedoch keineswegs zur Verdr?ngung ihrer Wildformen in der freien Natur geführt, dies geschieht hingegen in zunehmendem Ma?e durch die Ausbreitung der Monokultur Mensch.

An der Kartoffel kann die Irrationalit?t mancher Gentechnologiekritiker besonders deutlich gemacht werden. Wie viele Pflanzen verfügt die Kartoffel über die F?higkeit zwei verschiedene Spielarten von St?rke zu bilden, eine verzweigte und eine weniger verzweigte Form. Für die industrielle Verwertung w?re es günstiger, wenn die Kartoffel nur eine Form von St?rke bilden k?nnte. Bei der Erbse gibt es eine genetische Variante, die dies von Natur aus tut, weil das Gen eines entsprechenden Enzyms mutiert ist. Gregor Mendel verwendete diese Mutante bei seinen klassischen Versuchen im 19. Jahrhundert, die zur Aufstellung seiner Vererbungsregeln führte. Bei der Kartoffel ist diese Mutante leider unbekannt, weshalb das entsprechende Gen mit Hilfe gentechnischer Methoden entfernt wurde. Gegen die geplante Freisetzung dieser Kartoffel gab es 1993 in Deutschland wütende Proteste. Kein Gentechniker kann heute eine Pflanze jedoch so entscheidend umbauen, da? ihre Freisetzung auch nur ann?hernd mit der revolution?ren Einführung der Kartoffel im 16. Jahrhundert in Europa verglichen werden k?nnte.

Durch die Entdeckung von Amerika wurden dort eurasische und hier amerikanische Pflanzen und Tiere eingeführt. Dies hat zum Teil durchaus zu Problemen und zur Verdr?ngung einheimischer Arten geführt. Fest steht jedoch, da? die heutigen Probleme unserer ?kosysteme weder hier noch drüben durch diese gewaltigen genetischen Verschiebungen verursacht worden sind.

Gemessen an diesen historischen Gro?ereignissen und gemessen an der natürlich vorkommenden genetischen Variabilit?t ist die durch Gentechnik erzeugte Ver?nderung des Genpools auf dieser Erde noch auf unabsehbar lange Zeit vernachl?ssigbar klein. Für den Erhalt unseres ?kosystems ist nichts schlimmer, als da? positiv motivierte Menschen sich vor den falschen Karren spannen lassen [Albert Camus in 'Die Pest': 'Das B?se in der Welt rührt fast immer von der Unwissenheit her, und der gute Wille kann so viel Schaden anrichten wie die Bosheit, wenn er nicht aufgekl?rt ist'. Wir alle sollten daraus folgern, da? es notwendig ist, unsere Meinungen st?ndig zu hinterfragen, damit sich unsere Absichten nicht ins Gegenteil verkehren].

5. Brauchen wir eine spezielle Risikoforschung?

Gentechnische Arbeiten werden per ¤4-7 der Gentechnik-Sicherheitsverordnung (GenTSV) nach dem von ihnen ausgehenden potentiellen Risiko in vier Sicherheitsstufen eingeteilt.

Sicherheitsstufe 1: Kein Risiko für menschliche Gesundheit und Umwelt.

Sicherheitsstufe 2: Geringes Risiko für menschliche Gesundheit und Umwelt.

Sicherheitsstufe 3: M??iges Risiko für menschliche Gesundheit und Umwelt.

Sicherheitsstufe 4: Hohes Risiko oder begründeter Verdacht eines Risikos für menschiche Gesundheit und Umwelt.

Es gilt festzuhalten, da? mehr als 90% aller Genlabors in die Sicherheitsstufe 1 eingeordnet werden. Die Einordnung in eine h?here Sicherheitsstufe findet dann statt, wenn Spender- oder Empf?ngerorganismus pathogenes Potential besitzen. Auch ohne Gentechnik müssen Arbeiten mit sehr pathogenen Organismen in Sicherheitslabors durchgeführt werden.

In etwa 20 Jahren welweiter gentechnischer Forschung ist bisher kein einziger Fall dokumentiert, bei dem Menschen gesch?digt worden w?ren. Wenn sich diese Erfahrung durchsetzt, wird die Gentechnik zwangsl?ufig an gesellschaftspolitischer Akzeptanz gewinnen.

Zeitweise wurde von Gegnern der Gentechnik ein vorübergehender Stopp der Gentechnik vorgeschlagen, um zwischenzeitlich Risikoforschung zu betreiben. Wie aber soll ein Risiko erforscht werden k?nnen, wenn gentechnische Versuche unterbleiben müssen? Risikoforschung in der Gentechnik mü?te die Konstruktion m?glichst gef?hrlicher Transformanten ins Auge fassen. Die normale Gentechnik tut das gerade nicht. Im Gegenteil, als biologische Sicherheitsma?nahmen werden bewu?t Organismen verwendet, die au?erhalb des Labors Probleme haben würden sich durchzusetzen, z.B. Stoffwechselmutanten, die auf eine spezielle N?hrl?sung angewiesen sind.

6. Abschlie?ende Bewertung der Gentechnologie

Die aufgeführten Beispiele von Anwendungsm?glichkeiten der Gentechnologie sollten gezeigt haben, da? die pauschale Ablehnung dieser neuen Technologie unverantwortlich ist. Selbst wenn nur wenig Hoffnung besteht, da? ihre innovative Ausarbeitung für die Sicherung der Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen ausreicht - wir müssen versuchen die kleinste Chance zu nutzen. Diese Feststellung kann aber keine generelle Freigabe aller m?glichen Experimente bedeuten. Jedes gentechnologische Projekt hat sich einer gründlichen Abw?gung seiner Chancen und Risiken zu unterziehen. Es besteht bei dem gegenw?rtigen Wissensstand ein breiter Konsens für das Verbot von Eingriffen in die Keimbahn des Menschen. Demgegenüber dürfen somatische, gentherapeutische Eingriffe bei einer Notlage nicht verweigert werden.

Keinesfalls kann die Gentechnologie die Zukunft alleine sichern. Insbesondere darf die eventuell m?gliche Produktivit?tssteigerung im Ern?hrungssektor nicht als Alibi benützt werden, um weiterhin nichts Entscheidendes gegen die überbev?lkerung der Erde zu tun. Nur wenn endlich weltweit Ma?nahmen zur Geburtenkontrolle greifen, kann verhindert werden, da? der Kollaps der Bev?lkerungsentwicklung durch Seuchen und Hunger eintritt. Letzterem Schicksal k?nnte eine tierische Population mit unserer Bev?lkerungsdynamik nicht mehr entgehen. Hoffen wir, da? unsere F?higkeit zur Voraussicht (=Vorsicht), die uns angeblich von den Tieren unterscheidet, ausreicht, dies abzuwenden.


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